Die Karwoche

Die Karwoche wird in Griechenland "Megáli Evdomáda" genannt, die "Große Woche". In dieser Woche vor dem Ostersonntag steigern sich die kirchlichen Aktivitäten von Tag zu Tag. Damit einhergehend nehmen auch immer mehr Menschen Urlaub, um sich auf das bevorstehende Osterfest einzustimmen und Vorbereitungen für die Osternachtfeier und den Ostersonntag zu treffen.

Fest verbunden mit dem griechischen Osterfest ist das Tsouréki, das Osterbrot, ein süßes Hefegebäck. Und natürlich die rot gefärbten hartgekochten Eier, die traditionell eigentlich erst am Gründonnerstag gefärbt werden, aber natürlich vorher bereits überall zu kaufen sind.

Tsouréki und rote Eier
Tsouréki und rote Eier
Tsourékia und ähnliches Backwerk
Tsourékia und ähnliches Backwerk

Montag - Megáli Deftéra

Die Karwoche beginnt. Von nun an finden in allen großen Kirchen in Milos Abendgottesdienste statt.

Dienstag - Megáli Tríti

Kreuze auf dem Golgotás in Plakes
Kreuze auf dem Golgotás in Plakes

Die Lesungen folgen einem festen Schema. Zu Beginn der Karwoche sind es vor allem Gleichnisse, im Verlauf der Woche steht die Passion Christi im Vordergrund und es wird jeweils tagesspezifisch Bezug auf die Geschehnisse in den letzten Tagen vor seiner Kreuzigung und Auferstehung genommen.

Eine Besonderheit in Milos ist der "Golgotás", der Golgotahügel oberhalb von Plakes. Auf diesem Hügel stehen ganzjährig drei hinreichend große Kreuze, an denen am Dienstag der Karwoche die Figuren von Jesus und seinen beiden Mitgekreuzigten angebracht werden. Logisch ist es so früh in der Karwoche nicht, aber so kündigt sich auch für Außenstehende an, dass hier noch ein Ereignis bevorsteht - eben die Kreuzabnahme am Karfreitag, die alljährlich viele Besucher anzieht.

Mittwoch - Megáli Tetárti

Abendmahlsamt. In der Messe wird des letzten Abendmahls gedacht, das Jesus mit seinen Jüngern hielt. Eigentlich fand dieses Ereignis ja am Donnerstag statt, und so wird es auch in der katholischen Kirche begangen. Die Abendmessen in der griechisch-orthodoxen Karwoche hingegen behandeln zumeist die Ereignisse des darauffolgenden Tages.

Gründonnerstag - Megáli Pémpti

Die 12 Evangelien werden verlesen, analog dazu läuten die Kirchenglocken. Nach dem sechsten Evangelium wird das Kreuz aus dem Altarraum in die Mitte der Kirche gebracht und von den Gläubigen verehrt. Dieser symbolische Akt nimmt Bezug auf die Kreuzigung - auch hier wieder am Vorabend des eigentlichen Tages, des Karfreitags. Im Laufe der Nacht wird der "Epitáfios", das symbolische Grab Christi, mit Blumen und Kerzen geschmückt und somit für die große Prozession am Karfreitag vorbereitet.

Im Laufe des Gründonnerstags werden traditionell die Ostereier gefärbt. Klassisch in symbolträchtigem Rot, oder eben auch beliebig anders.

Kreuzabnahme
Kreuzabnahme

Karfreitag - Megáli Paraskeví

Die Kreuzigung Christi wurde bereits am Vorabend thematisiert, so beginnt der Karfreitag mit der Kreuzabnahme auf dem Golgotás in Plakes. Am Nachmittag des Karfreitag wird diese hier sehr plastisch nachgestellt.

Epitaph
Epitaph

Während des Tages wird der in der Kirche aufgestellte Epitáfios verehrt. Dieser wird am Abend in einer großen Prozession durch die Straßen getragen. Viele Anwohner warten längs des Weges, haben Weihrauch vor den Häusern entzündet und gelegentlich steigen ein paar Feuerwerksraketen auf. Da in Milos mehrere Kirchen ihre eigene Prozession veranstalten, erfordert die Wegführung insbesondere im Bereich von Karodromos eine gewisse Logistik. Dennoch kann es zu einem regelrechten Verkehrsstau und dem kurios anmutenden Aufeinandertreffen von bis zu drei Epitaphen kommen. Nachdem die Prozession wieder an der Kirche angekommen ist, wird der Epitaph vor deren Eingang platziert. Die Gläubigen gehen nacheinander gebückt darunter hindurch in die Kirche, um dem Grab Christi abermals die Ehre zu erweisen.

Update 04/18