Die Fastenzeit

Die griechisch-orthodoxe Fastenzeit beginnt mit dem "Kathará Deftéra", dem "Reinen Montag". Dieser entspricht terminlich dem mitteleuropäischen Rosenmontag. Der Beginn der Fastenzeit liegt in der Ostkirche somit zwei Tage früher als in der Westkiche, wo erst am Aschermittwoch die Zeit der Entsagungen beginnt.
Kathará Deftéra
Der "Reine Montag" ist offiziell ein arbeitsfreier Tag, an dem üblicherweise im Kreise der Familie gefeiert wird. Gegessen wird gerne und üppig, wie es bei solchen Anlässen üblich ist, jedoch fastenkonform mit veganen Speisen und Meeresfrüchten. Wer an der Tradition festhält, lässt am Kathará Deftéra Drachen steigen.
40-tägige Fastenzeit?
Die vielzitierte 40-tägige österliche Fastenzeit dauert - gemessen an den Kalendertagen - weder in der West- noch in der Ostkirche wirklich 40 Tage.
Die römisch-katholische Kirche hat immerhin eine konkrete Rechenvorgabe: Sonntage zählen per Definition nicht zu den Fastentagen. Somit gibt es sechs Wochen zu je sechs Fastentagen, zuzüglich vier weiterer Fastentage am Ende der Fastenzeit bis einschließlich Karsamstag. Das Procedere erstreckt sich somit über einen Zeitraum von 46 Tagen.
Die griechisch-orthodoxe Kirche kommt mit ihren zwei zusätzlichen Fastentagen auf einen Zeitraum von insgesamt 48 Kalendertagen. Dennoch ist auch hier die Rede vom 40-tägigen Fasten (auch: Großes Fasten), was biblisch begründet ist. Die Osterfastenzeit wird in Griechenland "Sarakostí" genannt. Darin steckt der Stamm des Wortes "saránta" (=vierzig).
Sarakostí
Während der Osterfastenzeit sollte auf den Genuss von Fleisch, Fisch, Eiern und Milchprodukten verzichtet werden. Lediglich Meeresfrüchte (also kein Fisch) sind erlaubt, was damit begründet wird, dass diese "kein Blut haben". Das ist zwar inhaltlich nur bedingt richtig, erleichtert aber die Ernährung während der Fastenzeit ungemein, wenn man sich strikt an die Vorgaben halten möchte.
Grundsätzlich ist der reale Umgang mit dem religiösen Gebot des Fastens kritisch zu sehen. Wer die Fastenzeit in ihrer eigentlichen, spirituellen Bedeutung als Zeit der Buße und inneren Einkehr annimmt, ist dem Grundgedanken von Verzicht und Maßhalten sicher am nächsten. Wer gar nicht fastet, aber eigentlich ein anständiger Mensch ist, wird sicher auch nicht gleich in die Hölle kommen. Die Fastenzeit jedoch als Gelegenheit für maßlose Gelage mit Unmengen teurer Meeresfrüchte zu nutzen, geht sicher völlig am Ziel vorbei.
Update 04/20