Paliochori

Einer der zu Recht populärsten Strände ist Paliochori (manchmal auch Paleochori genannt), der eigentlich aus drei separaten Strandabschnitten besteht, die um eine langgestreckte Bucht gruppiert sind.

Über eine gut ausgebaute Asphaltstraße gelangt man zunächst an den mittleren Hauptstrand. Dieser verfügt über eine umfassende Infrastruktur und zählt damit zu den am meisten erschlossenen Stränden von Milos. Insbesondere in der Saison herrscht hier deshalb Hochbetrieb und häufig verkehrende Busse gewährleisten dann eine sehr gute Erreichbarkeit. Außer zahlreichen Pensionen haben sich zwei Restaurants etabliert, im Hochsommer sind außerdem die Beachbar von Artemis Rooms und weiter östlich eine weitere improvisierte Strandbar geöffnet. In der Vor- und Nachsaison hingegen ist es selbst in Paleochori recht ruhig. Zwar wird man nicht alleine sein, doch an den weitläufigen Stränden verteilen sich die Besucher recht gut.

Von links nach rechts: Restaurant Scirocco. Artemis Deluxe Rooms mit der zugehörigen Beachbar, die musikalisch für sommerliche Strandstimmung sorgt. Restaurant Pelagos. Und die namenlose Beachbar.

Um den östlichen oder den westlichen Strand zu erreichen, geht man jeweils ein Stück zu Fuß am Wasser entlang, beziehungsweise durch das Wasser und zwischen Felsen hindurch. Der westliche Strand war früher ein Refugium für Nudisten, und an den Schwefeladern, die die bunt schillernden Steilwände durchziehenden, sah man gelegentlich Gruppen nackter Menschen, die sich über und über mit gelbem Gesteinsmehl einreiben, was wohl gut für die Haut sein soll. Heute kann man den Weststrand alternativ auch über eine Treppe von oben erreichen, und im Sommer ist er nahezu vollständig mit Sonnenliegen und -schirmen bestückt.

Die Passage vom Hauptstrand zum westlichen Strandabschnitt ist bei starker Brandung oder Hochwasser unmöglich. Anderenfalls durchquert man ein Felsentor, watet ein wenig durchs Wasser, klettert über ein paar Felsen und hat auf diese Weise eine Alternative zum Treppenweg von oben. Um den zu erreichen hätte man nämlich bereits bei der Anfahrt nach Paliochori schon ein ganzes Stück weiter oben rechts abfahren müssen.

Heiße Quellen, dampfende Fumarolen und Schwefelgeruch

Die aktive Vulkantätigkeit auf der Insel Milos ist vielerorts gegenwärtig. Bemerkenswert an allen Strandabschnitten von Paliochori sind zum Beispiel die heißen Quellen, die sich insbesondere im flachen Wasser nahe der Wasserlinie punktuell bemerkbar machen. Der Übergang von angenehm warm zu erstaunlich heiß ist fließend und sorgt für manche Überraschung, wenn man in der seichten Brandung vor sich hin dümpelt. Selbige Quellen erhitzen auch den Sand in der Tiefe derart, dass dieser vor dem Restaurant Scirocco zum öffentlichkeitswirksamen Garen spezieller Gerichte genutzt wird. Saisonabhängig gibt es hier "Volcanic Food", zum Beispiel Lammeintopf und ähnliches, das sich bei niedriger Hitze und mit genügend Zeit garen lässt.

Das Geheimnis des Hochwassers

Hochwasser in Paliochori
Hochwasser

Wie schon in der Einleitung beschrieben, sorgen die winterlichen Stürme mit ihrer teils beachtlichen Brandung gelegentlich dafür, dass sich das Aussehen des ein oder anderen Strandes saisonal verändert. Durch das Abtragen oder Anschwemmen von Sand kann sich die Wasserlinie in manchen Jahren deutlich verschieben. Der Strand ist also mal mehr und mal weniger breit.

In Paliochori jedoch verändert sich die Wasserlinie manchmal binnen kurzer Zeit in drastischer Weise. Wer nur einmal im Jahr für ein paar Tage an den Strand kommt, mag den vorgefundenen Status Quo als Ergebnis der "Winterwelle" interpretieren. In Wahrheit jedoch erfolgen diese Veränderungen vergleichsweise kurzfristig innerhalb von ein oder zwei Wochen. Und es ist nicht der Sand, der sich verändert, sondern der Wasserspiegel. Aber da die Gezeiten zu vernachlässigen sind - woran liegt es dann?

Da die Besitzer des Restaurants Scirocco ganz offensichtlich am meisten von dem Phänomen betroffen sind, habe ich diese gefragt. Und siehe da, ihre Erklärung ist einfach aber dennoch beeindruckend: Wenn über längere Zeit stärkerer Wind herrscht, kann das Wasser dermaßen in die Bucht von Paliochori gedrückt werden, dass der Wasserspiegel mehr als einen Meter ansteigt. Wichtig ist dabei die Windrichtung, denn nur, wenn der Winddruck konstant aus Südwest ansteht, bauen sich die Wassermassen allmählich in der Bucht auf. Andere Windrichtungen, selbst Süd oder Südost, bewirken nichts. Ursache hierfür ist die Geografie der Bucht und insbesondere die Form von Kap Spathi, der Landzunge jenseits des östlichen Strandabschnitts. Die Windstärke ist dabei weniger bedeutend als die Kontinuität des Windes und seine exakte Richtung.

So kommt es, dass zum Beispiel auf dem obigen Bild das Wasser völlig ruhig erscheint und dennoch bis unmittelbar an das Restaurant reicht. Kein starker Sturm, keine Brandung - ein kontinuierlicher Wind reicht aus, um das Wasser in fast unheimlicher Weise immer weiter ansteigen zu lassen.