Spezialitäten und Delikatessen aus Milos
Wer dem genussvollen Essen zugetan ist, findet in Milos sowohl einige lokale inseltypische Spezialitäten als auch weniger traditionsreiche aber dafür umso leckerere Produkte, die den Urlaubsaufenthalt kulinarisch extrem aufwerten. Die Verführungen sind groß, denn wie eigentlich überall in Griechenland wird man nahezu ständig mit den verlockenden Auslagen der Bäckereien und Konditoreien, Eisdielen und Delikatessenläden konfrontiert. Gerade wenn man an einem Sommerabend durch Adamas, Pollonia oder Plaka schlendert, üben die beleuchteten Vitrinen eine geradezu magische Anziehungskraft aus. Meine allerersten Griechenlanderfahrungen sind noch immer geprägt von eben solchen Eindrücken aus der Plaka in Athen.
Viele traditionelle Speisen sind wie so oft im Laufe von Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten aus der Notwendigkeit entstanden, mit dem wenigen Vorhandenen auszukommen. Hier finden sich in Milos oft Melonen, Kürbisse und Tomaten wieder, die auf vielfältigste Weise verarbeitet werden.
Der populäre weiße Milos-Kürbis ist ein solches Grundnahrungsmittel. Er kann zu Herzhaftem verarbeitet werden, dient aber vor allem als Grundlage für das milostypische Löffelkompott Kouféto. Tomaten sind ebenfalls eine Grundlage für zahlreiche Nahrungsmittel. Die Notwendigkeit, frische Tomaten auf irgendeine Weise vor dem Verderb zu schützen und zu konservieren, hat Produkte wie die Tomatenpaste Belté oder eben ganz einfach getrocknete Tomaten hervorgebracht.
Einkaufstipps: Delikatessen und Süßes
Paradosiaká Edésmata
Der Feinkostladen von Panagiostis Vichos mit dem komplizierten Namen "Paradosiaká Edésmata", der nichts weiter bedeutet als "Traditionelle Speisen", befindet sich in Adamas am Zentralplatz. Hier gibt es süße Törtchen aus der Kühltheke, hausgemachte Eiscreme, typisches Gebäck, Klassiker wie Pasteli-Riegel und Halvadopittes, Milos-Wein und vieles mehr.
Ráptis
Es gibt ein kulinarisches Thema, dem sich die Griechen in Perfektion verschrieben haben: der Herstellung sündhaft klebriger Süßspeisen. Es gibt wohl keine griechische Konditorei (wobei der griechische Begriff "Zacharoplasteío" viel verheißungsvoller klingt), an der man, ohne einen faszinierten Blick auf die perfekt dekorierten und präsentierten Auslagen zu werfen, vorübergehen kann.
Die Familie Raptis präsentiert in ihrem gleichnamigen Laden in Adamas vor allem eine spektakuläre Auswahl an Törtchen und Torten, Pralinen und artverwandten Süßigkeiten. Die Sachen sind gut gekühlt, immer frisch und so vielfältig, dass man lange benötigt, um alles zu probieren. Früher befand sich das unauffällige Raptis-Headquarters in Triovasalos, während eine repräsentative Verkaufsstelle am Zentralplatz in Adamas ansässig war. Schließlich wurde 2014 in einem neuen Gebäude in Adamas, ortsauswärts nahe der Straße in Richtung Triovasalos, das sehr modern und großzügig anmutende Geschäft eröffnet. Anhängern der griechischen Glitzerpapier-Cremetörtchen-Kultur kann ich nur dringend empfehlen, sich hier mal eine bunt gemischte Box zusammenstellen zu lassen.
Tyrokomeío "O Charalambákis"

Etwas außerhalb, in Pachena gelegen und daher an dieser Stelle umso erwähnenswerter ist die Käserei "O Charalambákis". Charalambos "Babis" Mallis betreibt nicht nur das Hotel Asterias sondern ist auch als Landwirt tätig, produziert milostypischen Wein und traditionelle Käsesorten. Seit 2013 gibt es die direkt in dem kleinen Hofladen auf dem Familienanwesen zu kaufen. Die Produktion ist zertifiziert und wird von einem Käsereimeister geleitet. Wenn man herzhaften, inseltypischen Käse mag, lohnt sich ein Besuch in jedem Fall. Zum Beispiel kommt man auf der Fahrt nach Pollonia ohnehin in Pachena vorbei.
Überblick über milostypische Spezialitäten
Kouféto

Kouféto ist eine typische Süßspeise aus Milos. Vom Charakter her einer Marmelade nicht unähnlich, isst man es gern pur, als sogenanntes Löffelkompott (Glykó koutalioú). Mitteleuropäische Bauchspeicheldrüsen verkraften das nur bedingt, so dass auch die Kombination mit Joghurt oder eben die Verwendung als Marmelade auf Weißbrot oder Croissant empfehlenswert ist. Koufeto wird aus dem oben beschriebenen weißen Kürbis, Honig und Mandeln hergestellt. Man findet es nicht nur in den Feinkostläden sondern auch in vielen Bäckereien.
Moustokoúloura
Traubenmostkekse werden aus einem dunklen Teig gebacken, der geschmacklich an Spekulatius erinnert und - wer hätte es gedacht - Traubenmost enthält. Derivate des einfachen Traubenmostkekses können zum Beispiel mit Rosinen oder Sesam angereichert sein. Auch die Form kann variieren, Kringel, Spiralen, alles ist möglich. Meines Erachtens gibt es gerade bei den Moustokoúloura große Qualitätsunterschiede. Manchmal sind sie ausgetrocknet, manchmal zu weich.
Getrocknete Tomaten

Getrocknete Tomaten bekommt man natürlich nicht nur in südlichen Urlaubsgefilden sondern mittlerweile auch beim Discounter daheim. Ich möchte aber ausdrücklich diejenigen aus Milos empfehlen. Sie sind sonnengereift, sonnengetrocknet, mit Meersalz konserviert und im Geschmack einmalig aromatisch. Im Gegensatz zu in Öl eingelegten getrockneten Tomaten werden diese hier in trockenem Zustand als loses Schüttgut verkauft. Sie sind naturgemäß sehr salzig und sollten vor der Verwendung in Wasser eingelegt werden - zum Beispiel um Tomatokeftedes zu erzeugen!
Belté (Tomatenpaste)
Die aromatischen milischen Tomaten lassen sich auch zu einer hochkonzentrierten Paste verarbeiten, die einem bei genauem Hinsehen vielerorts begegnet. Unscheinbar, weil aufgrund der Salzigkeit sparsam dosiert, erscheint sie auf den Weißbrotstückchen inmitten der Mezeplatte, zum Grillfleisch oder den Kartoffeln aus dem Ofen. Jedenfalls hat man es nicht mit simplem Tomatenpüree zu tun, sondern mit einer lokalen Spezialität, die meiner Erfahrung nach auch hausgemacht in vielen privaten Kühlschränken lagert.
Ladénia

Was bei oberflächlicher Betrachtung der Auslagen in den Bäckereien als Pizza durchgehen könnte, ist in der Regel die traditionsreiche Ladénia, eine Spezialität aus Kimolos. Natürlich liegt die Analogie zur Pizza auf der Hand, dennoch ist bereits die Teiggrundlage der Ladénia eine andere - kein Hefeteig, sondern eine Art herzhafter Kuchenteig, der beim Backen aufgrund von Unmengen an Olivenöl nahezu frittiert wird. Der Belag der Ladénia ist klar definiert: Tomaten, Zwiebeln, Kapern, Oliven - und kein Käse.
Milos-Käse
Der in Milos produzierte Käse basiert in Ermangelung von Inselkühen erwartungsgemäß auf Schafs- und Ziegenmilch. Es gibt verschiedene Hartkäsesorten, die je nach Reifegrad unterschiedlich intensiv schmecken. Das Gegenstück zu den milonesischen Hartkäsen ist der Misíthra, ein unglaublich milder Frischkäse, meist aus reiner Ziegenmilch hergestellt. Er passt nicht nur zu einer herzhaften Mahlzeit, sondern wird traditionell auch mit Wassermelone oder etwas Honig gegessen. Handhabung und Haltbarkeit eines Frischkäses lassen ihn natürlich im Gegensatz zu einem Hartkäse als Urlaubsmitbringsel ausscheiden. Jedoch bietet die oben genannte Käserei in Pachena auch abgepackten Misíthra an, der zumindest im Urlaub für Selbstversorger eine echte Bereicherung darstellen kann.
Krítamo

Kritamo wurde mir vor langer Zeit als Salatbeigabe empfohlen und es hat ein wenig gedauert, bis ich herausgefunden habe, dass es sich dabei um Meerfenchel handelt. Wen man das Kraut erst einmal kennt, entdeckt man es auch an vielen Stränden wieder. Meerfenchel schmeckt sehr markant und sollte daher sparsam dosiert werden, gibt aber dem Salat eine recht exotische Note.
Karpousópitta
Die Wassermelone (Karpoúsi) begegnet einem in Milos recht häufig, und wer an Traditionen festhält, baut die alten trockenheitsresistenten Sorten an. Diese "old seeds" sind durch extrem große Kerne gekennzeichnet, die Kürbiskernen zum Verwechseln ähnlich sehen. Mit diesen Riesenkernen ist das Melonenessen noch lästiger als es ohnehin schon ist, aber die alten Milos-Melonen schmecken immerhin sehr fruchtig.
Eine etwas ungewöhnliche Spezialität ist Karpousópitta, ein Melonenkuchen. Der Gedanke, die doch sehr wässerigen Melonen auf einen Kuchen aufzubringen, ist merkwürdig, aber letztendlich entsteht bei dem zwangsläufig sehr langen Backvorgang aus dem Fruchtfleisch eine marmeladenartige Masse. Form und Haptik des Melonenkuchens erinnern an einen dicken, lappigen Pfannkuchen. Meiner Meinung nach schmeckt die Karpousópitta am besten ganz frisch, innen saftig und außen zumindest noch mit der Tendenz zum Knusprigen. Später weicht sie dann ziemlich auf.
Milos-Honig
Wer aufmerksam durch die Landschaft streift, sieht hier und dort immer wieder Bienenstöcke stehen. Idealerweise bedienen sich die Tierchen am wilden Thymian und anderen Kräutern, die die so charakteristische griechische Phrygana ausmachen. Lokaler Honig wird in vielen Geschäften in unterschiedlichsten Sorten angeboten.
Guten Gewissens können wir den selbst produzierten Honig von Dimitris Tseronis empfehlen, den er in seinem Laden in Karodromos gegenüber der Nationalbank verkauft. Es gibt zwei Sorten, Thymianhonig und normalen Blütenhonig.
Milos-Wein
Entgegen der romantisierenden Auffassung, "local" Milos-Wein sei das Nonplusultra für den bodenständigen Individualtouristen, warne ich gern nachhaltig vor dem unkritischen Genuss offener Weine. Das Qualitätsspektrum ist weitgefächert und wird am einen Ende der Skala annähernd gesundheitsgefährdend. Es gibt in Milos recht guten offenen Wein, der auch am nächsten Morgen keinen Schaden hinterlässt, aber eben auch gräusliches Gebräu, das zum Teil weder aus Milos kommt noch per Definition als Wein zu bezeichnen ist. In den Restaurants und Tavernen bekommt man in der Regel vernünftigen offenen Wein, aber der stammt dann auch nicht aus Milos. Flaschenabfüllungen von lokalem Wein hingegen, die offiziell in den Spezialitäten-Läden und in manchen anderen Geschäften verkauft werden, sind erfahrungsgemäß gut, wenn auch hochpreisig. Aber immerhin erhält man hiermit ein ideale Urlaubserinnerung zum Mitnehmen. Die Konstantakis Winery in Pollonia sei hier erwähnt, sie produziert verschiedenste Jahrgangsweine von sehr guter Qualität.
Update 03/20